Ein Gastbeitrag von Markus Kompa

Etwas über 10 Jahre ist es jetzt her, als ich die Nestwärme unseres Studentenwohnheims verließ und mein dortiges Apartment an Manuel aus dem zweiten Stock vermachte. Damals, im „Jahr der Nullen“, herrschte jene wirre Zeit, als wir Harald Schmidt hündisch verehrten, uns langsam daran gewöhnt hatten, dass der Kanzler nicht mehr Kohl heißt und jeder Dödel plötzlich wie blöde in Aktien investierte. Weil man dachte, dass bald keiner arbeiten mehr arbeiten müsse, wenn alle Millionäre wären. Wir hatten die 90er Jahre überwunden und wähnten uns in der „Spaßgesellschaft“, wie es damals hieß.

Fast genau eine Woche, nachdem vor 10 Jahren die Wikipedia die Welt des Internets betrat, wurde ein ähnlich fulminantes web2.0-Projekt begonnen: Manuels Denkfabrik-Blog. Hat bei mir erst ein bisschen gedauert, bis ich damals kapiert hatte, was das eigentlich sein soll.

Als mein Techniker hatte mir Manuel 2006 mit meiner Website finanzparasiten.de geholfen, und als diese plötzlich wegen der einsetzenden Flut einstweiliger Verfügungen häufig geändert werden musste, legte mir Manuel nahe, gleich ein Blog zu machen. Tja, das Blog, das Manuel und ich liebevoll aufzogen, hatte juristisch bedingt zwar nur eine kurze Lebensdauer, dafür jedoch wird es heute in jedem Markenrechtsbuch als „Unternehmensblog.de“-Entscheidung künftigen Juristengenerationen tradiiert.

Als mal ein Fachmann berechnete, wie hoch der finanzielle Schaden war, den wir einem bestimmten Unternehmen mit unseren Internet-Aktivitäten zufügten, konnten wir nur noch staunen! Anders als die ganzen Fuzzis, die vor 10 Jahren in Aktien investierten, hatten wir nicht unser Geld verbrannt, sondern das anderer Leute …

Was das Bloggen gegen Unternehmen betrifft, so setzten Manuel und ich in Sachen Streisand-Effekt Maßstäbe! Manuels damals fünfjährige Erfahrung mit Blogs usw. war ausgesprochen hilfreich. Angesichts der Rechtsstreite lernte ich auch andere kritische Blogger kennen und habe seither etliche Blogger-Fälle vertreten.

Aufgrund der Blogsucht habe ich dann auch mal einen bewusst krawalliges Blog zum Medienrecht begonnen, das ich heute nicht mehr aus meinem täglichen Leben wegdenken kann. Das hätte es so jedenfalls nicht gegeben, hätte nicht vor 10 Jahren Visionär Manuel weitsichtig so etwas komisches wie ein „Internettagebuch“ auf der „Datenautobahn“ angefangen! Chapeau!

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4 Kommentare

  1. @Kompa: Verdammt, jetzt kann ich es nicht mehr leugnen und die Häscher der Finanzdienstleister werden mich holen! ;) Danke für den tollen Rückblick. Wir beiden haben mittlerweile ja schon ne Menge aufm Kerbholz. Wird Zeit, dass wir mal wieder was ausfressen! Es gibt viel zu tun!

  2. […] der KanzleiKompa.de hat dann mal ordentlich an der Zeitschraube gedreht und Revue passieren lassen, was wir beiden Halunken in den letzten Jahren schon für krumme Dinger gedreht haben. Wenigstens an Erfahrungen sind wir mittlerweile reich […]

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