Als jemand, der seit ungefähr 15 Jahren Sachen ins Internet schreibt und ohne internetfähiges Gerät nicht aus dem Haus geht, muss ich natürlich aufpassen, auf wen ich hier mit dem Finger zeige, aber es dürfte jedem klar sein, dass wir dazu neigen, es zu übertreiben. Das Wetter per App zu checken statt aus dem Fenster zu gucken oder einen Schritt raus auf den Balkon zu machen ist nur ein Beispiel dafür und fast schon Folklore.
Es ist aber auch alles so ungemein praktisch. Amazon und Konsorten haben ja nicht ohne Grund einen so überragenden Erfolg. Vieles ist schlicht und ergreifend einfacher. Viel einfacher. Und das gefällt nicht nur mir ungemein.
Und wenn es Menschen wie mir wesentlich angenehmer ist, sich Klamotten im Netz zu bestellen, statt durch überfüllte Innenstädte zu laufen, dann fühlen sich wiederum andere Menschen einfach wohler, wenn sie bei der Suche nach der oder dem Richtigen nicht ins Gesicht gesagt bekommen, dass das wohl nichts wird. Verständlich, denn den meisten von uns dürfte dieser Moment ziemlich unangenehm sein. Und unangenehmen Momenten und Situationen gehen wir nunmal gern aus dem Weg.
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr so genau, wie ich es angestellt habe und bei der Frage, was man denn am besten zuerst sagt, kann ich garantiert niemandem helfen. Es verlangt einem – so er denn im entscheidenden Moment zu Schüchternheit tendiert, so wie ich – durchaus ein Quentchen Mut ab, auf einen anderen Menschen zuzugehen und zu fragen, ob man denn nicht ein bisschen Zeit miteinander verbringen möchte. Vielleicht kann ich mich ja deshalb nicht mehr dran erinnern. Ich war einfach zu aufgeregt.
Selbstverständlich ist es wesentlich komfortabler, jemanden einfach nur anzuschreiben. Man muss nicht spontan sein, niemand sieht, wie rot man wird und es hört einen auch niemand, wie man sich verhaspelt und vielleicht ins Stottern gerät.
Aber schöner ist es doch schon irgendwie, oder? Und wie das bei Naturprodukten ist – die Qualität ist schwankend. Man muss sich allerdings trauen und den Arsch auch mal hochkriegen.
So wie Tom es sich im folgenden Kurzfilm traut, ganz altmodisch auf die Straße geht und einfach mal fragt. Das ist nicht spektakulär. Aber schön.
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Offline Dating ist ein Kurzfilm von Samuel Abrahams.
(via shortoftheweek.com)
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