Die große Show der Unterhaltung

Der Nilz war damals auf viva eigentlich nie einer meiner Lieblinge, aber im Alter gefällt mir zunehmend, was der Bengel so schreibt. Diesmal zum Beispiel hat er sich ein paar sehr interessante Gedanken zum Thema Fernsehshow und anschließend in sein Blog gehackt. Ich bin mir nicht sicher, ob mich das Fernsehen nochmal zurückholen kann, aber wenn jemand ähnliche Ideen hat, schließe ich nichts aus.

Ironie off. Natürlich brauchen Raab und Joko und Klaas keine Stars, denn sie sind selbst die Stars ihrer Shows. Ihre Konzepte drehen sich nur um sie selber und sind dabei doch so unterhaltend und frisch, dass bei ARD und ZDF vermutlich regelmässig Taschentücher gezückt werden. Wer sollte eine Sendung, die so viel Aktivität und Kampfgeist von ihren Protagonisten verlangt (und vom Zuschauer, bis zum Ende dranzubleiben) denn in der ARD moderieren? Man müsste einen neuen Moderator suchen, aber da hat dort niemals jemand Bock drauf, also ist es wieder Pilawa. Der leidenschaftsloseste Moderator im deutschen Fernsehen. “Schlag den Pilawa”: Die Show wäre nach einer halben Stunde vorbei und der Kandidat hätte jedes Mal gewonnen. 5000 Euro und eine Tasse mit dem Logo der Show. Oder Kerner würde zusammen mit Klaus Kleber das “Duell um die Welt” im ZDF machen: Johannes Baptiste müsste sich trauen, von einem Klettergerüst zu springen, während es Klebers Aufgabe wäre, einen Böller in einen Briefkasten zu werfen. Aber begleitet von Warnhinweisen, dass doch bitte nicht nachzumachen.


Die Träume der Populismus-Maschine: Das Prinzip Netflix – die kino-zeit.de-Kolumne

Der Artikel ist mir persönlich ein bisschen zu schwarzmalerisch, aber er zeigt einem nochmal ziemlich deutlich, wie der Hase läuft. Sollte man zumindest wissen und sich seine eigene Meinung zu bilden können. Lesen lohnt sich also.

Meistens gibt Netflix seinen Kunden mehr von dem, was sie ohnehin schon mögen: Der Sender zeigt sich verantwortlich für die vierte Staffel der Kult-Comedyserie Arrested Development, die vierte Staffel von The Killing oder die sechste Staffel der beliebten Animationsserie Star Wars: The Clone Wars.
Andere Sendungen sind Fortsetzungen im Geiste und führen eine schon bestehende Erfahrung mit neuen Figuren und Szenarien fort. Die solide Sitcom Unbreakable Kimmy Schmidt (gestartet Anfang März) macht bezüglich Humor, Figurenzeichnung und Erzählweise genau da weiter, wo 30 Rock aufgehört hat. Marco Polo hingegen soll die Game of Thrones-Zielgruppe ansprechen und versucht mit Produktionswerten und der Exotik der malaysischen Drehorte zu überzeugen, stützt sich aber noch stärker auf die vordergründigen Verkaufsargumente der Fantasy-Serie: Nackte Haut und Kunstblut. Jüngstes Beispiel für dieses Phänomen ist Bloodline, die Mischung aus Thriller und Drama entspricht der dreizehnstündigen Version eines Alexander Payne-Films (mit mehr Toten).


Wie Musik machende YouTuber ihre Fans verarschen

Am Wochenende haben wir uns mal ein paar dieser Youtuber reingezogen und mussten schnell aufhören, bevor diverse Gegenstände im Monitor stecken und mir die Blutdrucktabletten ausgehen. Ja, natürlich bin ich wesentlich älter als die Zielgruppe. Aber echt mal. Ist es wirklich so einfach? Und muss man sich dazu so dermaßen zum Affen machen? Scheinbar lohnt es sich…

Ist man ein Spaßverderber, wenn man das nicht gutheißt, Liont vielleicht sogar einen unretuschierbaren Pickel ans Doppelkinn wünscht und sich mittlerweile schon beim Lesen seiner supersympathischen Catchphrase „Hallo Leute!“ ein bisschen in den Mund erbricht? Sind die Kiddies da draußen, die alles kaufen, was er und seine ähnlich geschäftstüchtige Lebensabschnittspartnerin Dagi Bee , einfach selbst schuld, wenn sie so dumm sind, ihr hart erspartes Taschengeld für—man kann es nicht oft genug wiederholen—SCHEISSE auszugeben? Oder war es lange überfällig, dass die Diskussion um das Moralverständnis der ach so sympathischen, jungen Kapitalismusjunkies mit Millionenfollowerschaft jetzt endlich offen und kritisch geführt wird?


„Die von der ‘Bild’ sind ja nicht doof — aber eben schlechte Menschen“

Sehr unterhatsamer Artikel mit einem Budenbesitzer, der seit ein paar Jahren die bekackte BILD nicht mehr verkauft. Der Mann weiß sich auszudrücken, hat ne sehr interessante Meinung und Stammgäste, mit denen man sich scheinbar unterhalten kann.

BILDblog: Andere Zeitungen von Springer verkaufen Sie aber weiterhin.
Buck: Ja. Das wird von den Leuten auch häufiger mal angesprochen. Die sagen: Wenn du konsequent wärst, dürftest du die „Mopo“ auch nicht mehr verkaufen. Ich sehe das nicht so. Die „Mopo“ ist auch ein Boulevardblatt, aber der Unterschied zur „Bild“ ist, dass die „Bild“ definitiv eine politische Agenda hat. Das ist für mich der entscheidende Punkt. Ich verkaufe auch die „Bild der Frau“ oder die „Auto Bild“. Springer stellt ja auch vernünftige Zeitungen her. Das Entscheidende ist, dass die „Bild“-Zeitung diese widerliche politische Agenda hat. Und für dieses Ansinnen ist die schon verdammt gut gemacht: Die Anordnung, wie Themen zusammengebracht werden, wie Dinge immer wiederholt werden, wie Meinungshoheit geschaffen wird, wie Themen überhaupt erst angerührt werden, das machen die schon sehr gut. Die sind nicht doof. Aber eben schlecht. Das sind schlechte Menschen.

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