Unpünktlich wie immer gibt es auch heute wieder eine wunderbare Bleiwüste aus Buchstaben, die allerdings bei aufmerksamer Lektüre ein Synapsenfeuerwerk zu entfachen vermag.
(Synapsenfeuerwerk nicht im Lieferumfang enthalten. Muss separat erworben werden.)

Bei den Ü40-Tröten in der Kalkscheune

Rausgehen im Alter – das wird tatsächlich immer schlimmer. Kann ich als 77er leider schon ziemlich gut nachvollziehen.

Natürlich spielen sie auch das unvermeidliche „Lemon Tree“ von Fools Garden, die Hymne der ungefickten Nachwendeschwofer, die schon mit 15 biederer als ihre eigenen Opas waren. „Lemon Tree“ folgt auf „What is love“ von Haddaway, ein Song, bei dem ich mir schon vor 20 Jahren gerne die grünen Ohren mit Bauschaum versiegelt hätte, hätte ich welchen zur Hand gehabt.

Flugreisen

Fliegen ist ja eigentlich genauso wie Zugfahren. Nur ohne Schienen. Und ohne Notbremse. Dummerweise aber auch mit Menschen.

Die selben Leute, die vor 15 Jahren darauf bestanden, fast ihren gesamten Hausrat mit in den Urlaub zu nehmen, sind jetzt zu geizig, um für Aufgabegepäck zu bezahlen und können sich plötzlich auf genau 10 kg beschränken.
[…]
Wieso springen Menschen von ihren bequemen Sitzen auf, sobald das Gate geöffnet wird, um in einer langen Schlange zu stehen, auf den Treppen zu warten, im Bus zu warten und dann nochmal auf dem Rollfeld zu warten? Es gibt doch genug Sitzplätze für jeden. Kein Grund, darum zu kämpfen.

And your little dog, too

Geschwister sind ja nun schon anstrengend genug und Zwillinge haben es sicher nochmal ne Ecke schwerer. Aber wenn man sich täglich damit abwechselt, sich für 24 Stunden in einen Hund zu verwandeln, ist eine Grenze überschritten.

It was an old Shanghai curse, imposed on great grandfather Paul Smith by the last of the great pre-communist warlocks. All sons in Paul’s lineage would be twins. I couldn’t remember who’d told us this story, since we grew up in an orphanage. My thoughts skittered away. Whatever, there’s a lot of fun being a twin, for most people, anyway, except that in our family’s case every day at precisely midnight one of us was transformed into a small quite handsome Mixo-Lydian fighting dog. This was done on a turn-and-turn-about basis, and so far we hadn’t found any escape clause. After a while you get used to anything, they say, but neither James nor I were reconciled to our condition. Not my fault! Why should I have to spend half my life as a dog with a weak bladder?

Everything Is Broken

Das ist jetzt nicht unbedingt ein Text für die Leute, die auf den Monitor hauen, wenn mal wieder irgendein Programm rumzickt. Vielleicht aber gerade doch. Vielleicht sollte man das im Maus-Stil animieren.

Software is so bad because it’s so complex, and because it’s trying to talk to other programs on the same computer, or over connections to other computers. Even your computer is kind of more than one computer, boxes within boxes, and each one of those computers is full of little programs trying to coordinate their actions and talk to each other. Computers have gotten incredibly complex, while people have remained the same gray mud with pretensions of godhood.

Your average piece-of-shit Windows desktop is so complex that no one person on Earth really knows what all of it is doing, or how.

The itch nobody can scratch

Man stelle sich vor, auf einmal juckt es überall und alle sagen einem, man habe nur einen an der Klatsche und bilde sich das ein. Es besteht trotzdem die Möglichkeit, dass man nur einen an der Klatsche hat und sich das einbildet. Geholfen werden kann und muss einem natürlich trotzdem.

One evening, nearly a year after his first attack, Paul’s wife was soothing his back with surgical spirit when she noticed that the cotton swab had gathered a bizarre blue-black haze from his skin. Paul dressed quickly, drove as fast as he could to Maplin’s, bought a microscope and placed the cotton beneath the lens. He focused. He frowned. He focused again. His mouth dropped open.

Dear God, what were they? Those weird, curling, colored fibers? He opened his laptop and Googled: ‘Fibers. Itch. Sting. Skin.’ And there it was?—?it must be! All the symptoms fit. He had a disease called Morgellons. A new disease.

A Passage from Hong Kong

Der Computer, auf dem du das hier liest, wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit in China zusammengedengelt und anschließend per Schiff nach Europa gebracht. Wie so vieles um dich herum. Macht man sich irgendwie zu wenig Gedanken drum.

These jobs can take a big personal toll. The Filipino engineer had gotten married five days before starting this contract, and already had a baby on the way. He didn’t suffer from seasickness, he said, but “we get homesickness. A lot.” Some of the men on board had families recently affected by Typhoon Haiyan. “The company gave one free phone call home for those affected,” an officer told me, and the phone networks were frequently down.

Goodbye, Ctrl-S

Ihr kennt diesen langen Schrei, wenn man ein Kapitel seiner Semesterarbeit verliert? Sollte es mittlerweile weniger häufig geben, wenn auch heute noch einiges an Murks vom User gemacht werden kann. Von der ominösen Wolke wollen wir mal gar nicht erst anfangen.

I remember working rewrite on the story of an Indiana prison break on the Tribune night shift. I called over to the news editor, Ralph Hallenstein, who was known for smoking so many cigarettes that the midnight shift held pools betting on how many butts they’d find in his ashtray. “Ralph,” I asked, “how long do you want it?” Dear Ralph took a long drag on his cigarette?—?this was his means of taking a moment to pause and consider, his Ctrl-S, though it didn’t save him, it ended up killing him?—?and he croaked back: “Find the nearest period.”

The Moons of Jupiter

Fakten, Fakten, Fakten. Was komische Käseblätter für sich beanspruchen, ist in der Welt der Wissenschaft ganz normal. Und diese Welt lädt uns ständig ein, reinzukommen.

But when I realized I was looking at another planet and its moons, 520 million miles away, with my own eyes?—?man alive, the structure of the solar system suddenly felt physical, intimate, even tactile. So I started yelling like a crazy person for everyone to come and look. Kids, kids! Wife! Hey you, random stranger on the way to buy milk! Check it out! It’s nuts! Jupiter’s actually real! So are its moons!

I would feel embarrassed by my overreaction, except that it’s pretty much how Galileo reacted too.

Mittags. Pause in Schnösel City

Komischen Leuten beim Essen zugucken ist ein ganz toller Zeitvertreib. Es sei denn, man verträgt es nicht. Ich würde bei zu hoher Schlips-Quote vermutlich Sodbrennen und Durchfall kriegen.

Die Entscheider, die an der Quelle sitzen, große Fresse, dicke Eier, doppeltes Kinn, Essen am Mundwinkel, inzwischen immer häufiger auch in Gestalt der Entscheiderin – Quengelstimme, Modell Kreissäge, Betonfrisur, eiskaltes von der Leyen-Grinsen. Und aus allen Himmelsrichtungen wabern Begriffe aus dem Terrorhandbuch für Technokraten durch den Raum: Benchmark. Milestone. Cluster. Matrix. Proaktiv. Dickshit. Fuck my brain.

Jugend ohne Sex

Ganz traurige Kiste und mir vollkommen unbegreiflich, wie man – wie eine ganze Generation – sich so hängen lassen kann. Oder wie man seine Kinder so hängen lassen kann. Ja, man steckt nicht drin. Ein Glück.

Der Vater sagt: „Hauptsache, es geht ihm gut. Die Jugend von heute sollte wertschätzen, was sie hat – das ist das Wichtigste.“

Und die Mutter, eine schöne Frau mit strengem Haarzopf: „Er kann gern hier wohnen bleiben. Das ist doch jetzt normal. Würde er woanders Gitarre spielen, dann würden sich die Nachbarn beklagen. Hier bei uns hat keiner etwas dagegen.“

Sie schauen diesen fast 30-Jährigen an wie einen dicken Kater, der gefüttert und gestreichelt werden möchte.

Die All-Wissenden

Alt aber gut. Endlich mal eine bessere Seniorenbeschäftigung als Bingo und Park-Enten mästen. Und viel besser als den Nachbarn auf den Sack zu gehen und gegen spielende Kinder zu klagen.

Als die Sonne aufgegangen ist, treffen die anderen ein, Medina blickt kaum auf, wenn er grüßt. Sie erkennen einander auch so. Wenn es klimpert, ist es Tom Weeks, Lagekontrolle, der einst nach L. A. kam, um Rockstar *5 zu werden; er trägt seine Schlüssel in einem dicken Bund und sein Haar als stolzer Heavy-Metal-Gitarrist noch immer in einer dichten Matte. Die leise Stimme, das ist Larry Zottarelli, der Programmierer; seine Hörgeräte täuschen, keiner kann die Maschinen besser verstehen. Da, Regina Wong, Instrumentendaten, hat damals noch selbst Hand angelegt an die Sonden, hier, Sun Matsumoto, Risikokontrolle, sie hat sie aus Legosteinen im Büro stehen. Und Suzy und Jeff und Glenda und Roger und, unverkennbar an seinem Schritt: Steve Howard, Bodensysteme.

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