Lesestoff

Lesestoff – Ausgabe 30

Bengalos und Begeisterung, Lesesucht früher, russische Zensur, Offlineängste, Internetausdruckerverzeichnis, ein altes Sexkino, ein etwas anderes Rezept, Spaniens Krise, Englisch für Deutsche, die Knarre am Kopf, Jugendarrest, Lebensläufe, Rassisten in Uniform, Stümper in Uniform und Rückblick eines Sklaven.

Von

el flojo

12. November 2012

Was wäre die tägliche ÖPNV-Reise ohne sinnvoll angeordnete Buchstaben, die einen von all dem Irrsinn ablenken, der einem unterwegs begegnet.

Das ist jetzt hier bereits die dreißigste Ausgabe Lesestoff. Wie immer viel Spaß damit!

Eine kleine Geschichte der Pyrotechnik in Deutschland: Am Anfang war das Feuer!

»In der UEFA-Cup-Saison 1992?/?93 nahm die Zahl der BVB-Bengalos mit jeder Runde zu, bis mehr als 80 Fackeln gleichzeitig auf der Südtribüne brannten. So berühmt war das Westfalenstadion für seine Bengaloshow, dass es auch hier Pyrotouristen gab.«

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Als die Lesesucht die Menschen krank machte

»Wie extrem man diesen Wandel empfand, zeigt eine Wortmeldung des Publizisten Johann Georg Heinzmann aus dem Jahr 1795. "So lange die Welt stehet", schrieb dieser, "sind keine Erscheinungen so merkwürdig gewesen als in Deutschland die Romanleserey, und in Frankreich die Revolution. Diese zwey Extreme sind ziemlich zugleich mit einander groß gewachsen, und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass die Romane wohl eben so viel im Geheimen Menschen und Familien unglücklich gemacht haben, als es die so schreckbare französische Revolution öffentlich tut."«

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Internet-Zensur in Russland: Es ist alles eingetreten, wovor wir immer gewarnt haben, sogar noch schlimmer

»Und Russland setzt nochmal einen drauf. Unter dem Namen Sorm speichert der russische Geheimdienst FSB laut Carsten Knop und Holger Schmidt “alle Daten … die über das Internet nach Russland geschickt werden oder Russland verlassen.” Alle Anbieter von Internet, Telefon und Mobiltelefonie sind an das System angeschlossen und übermitteln Daten an den Geheimdienst.«

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Verpassensängste und Offlinesorgen

»Lieber behaupte ich stur, bei der Buchung des Urlaubs, in dem ich mich gerade befinde, ganz bewusst darauf geachtet zu haben, dass die Hütte in den Dünen Dänemarks keinen Internetanschluss hat. Stimmt natürlich nicht. Ich, Opfer der Digitalisierung, bin schlicht davon ausgegangen, dass es Orte ohne Internet heute gar nicht mehr gibt. Zumindest nicht in der Zivilisation.«

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Nullen und Einsen: Die Internetausdrucker

»Ja, Sie haben das richtig verstanden: Es handelt sich wirklich um eine ausgedruckte Liste von Internetadressen. „Die Redaktion testet, bewertet und vergleicht jedes Jahr aufs Neue alle (!) Web-Seiten“, verspricht der Herausgeber. Alle! Wie viele es wohl gerade gibt? Die „6.000 wichtigsten“ finden sich jedenfalls sortiert in Rubriken, mit Dreizeiler, URL und Register. Das Buch soll die bessere Alternative zu Google sein, denn endlich sparen wir uns „das ewige Herumsurfen und Durcharbeiten der Trefferlisten in Suchmaschinen“. Ohne Suchfunktion. Klar.«

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Der alte Mann und das Sexkino | VICE

»Mein Herz pocht vor Aufregung, als ich vor dem roten Vorhang stehe. Aufzugmusik und Geräusche aneinander klatschender Oberschenkel dringen aus dem Inneren. Bevor ich es mir anders überlegen kann, nehme ich all meinen Mut zusammen und gehe hinein. Beschienen vom fahlen Licht des Fernsehers, sehe ich zuerst den Alten. Die Hose hängt ihm in den Kniekehlen und er steht da, als würde er gerade auf den Kinositz scheißen. Den bebrillten Mittfünfziger, der es ihm von hinten besorgt, erkenne ich erst auf den zweiten Blick.«

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Hardcase Survival Pinto Bean Sludge

»5. After simmering on low fire for twenty-four hours, add one gallon green chile peppers. Stir vigorously. Add one quart natural (non-iodized) pure sea salt. Add black pepper. Stir some more and throw in additional flavoring materials, as desired, such as old bacon rinds, corncobs, salt pork, hog jowls, kidney stones, ham hocks, sowbelly, saddle blankets, jungle boots, worn-out tennis shoes, cinch straps, whatnot, use your own judgment. Simmer an additional twenty-four hours.«

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Die spanische Krise

»Und manchmal hab ich das Gefühl, dass die Leute hier ihr eigene Revolution vor lauter Fußball verpennen. Wie kann man es nur hinnehmen wenn ein Fußballverein dem Staat Milliarden schuldet und diese dem Verein erlassen werden. Einfach so. Während die eigene Firma bankrott gehen muss.«

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Small Talk & Saying No

»My flatmate, for example, still gives me a look of slight confusion when I ask her if she could do me a favour and, without waiting for a response, then ask if she would mind passing me the salt. To a German, it is the most senseless waste of words to achieve a simple action. To an English speaker, it doesn’t mean a thing more than ‘can you pass the salt.’ Same outcome, two very different ways of going about achieving it.«

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Barrel of a Gun

»That's when it hit me. I'm about to be shot. I'll be dead in a few seconds. How can I die so close to home? How did a guy like me end up with a gun against his head? Am I just going to be a tally mark on some gang bangers tattoo? Will that chick I was crushing on be sad about this?«

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Arretiert!

»Von den Tierpflegern war keine Hilfe zu erwarten. Sie überließen die Drecksarbeit Kleinst-und Mini-Kriminellen wie uns, die ihre Strafstunden abreissen mussten, während sie selbst in der überhitzten Kaffeeküche saßen und die Lage per Fernglas sondierten. Nur gelegentlich erhob sich einer vom Stammpersonal und machte eine Schubkarre Fleisch fertig fürs Affenhaus.«

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Mein lückenloser Lebenslauf

»Aber selbst die Jobs, die man gerne macht, machen nicht ununterbrochen Spaß. Ich mag es irgendwie nicht Kindern und Jugendlichen diesen “Ihr könnt ALLES werden”-Floh ins Ohr zu setzen. Wir werden nicht alle reich und berühmt.«

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Rassismus Polizei Frankfurt: Ihr seid hier nicht in Afrika

»„Bin ich Nazi?“, fragt darauf die Kontrolleurin. „Das weiß ich nicht, das müssen Sie selbst wissen“, sagt Derege Wevelsiep.«

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Kampf gegen Rechts: Es gibt keine Ausreden mehr | Gesellschaft | ZEIT ONLINE

»Bemerkenswert auch die Überlegung der bayerischen Ermittler: In ihrer Ratlosigkeit, wie den Tätern auf die Spur zu kommen sei, kamen sie zu dem Schluss, dass Türken nicht gern mit der Polizei reden. Deshalb schickte man zwei türkische Beamte zu zwei Witwen der Opfer, die sich als Detektive ausgeben sollten. Denen gegenüber würden die Türkinnen bestimmt eher etwas über das Leben ihrer ermordeten Männer erzählen. Daraufhin rief am nächsten Tag eine der beiden Frauen bei der Polizei an: "Hier war gestern so ein windiger Typ, ein Detektiv. Soll ich mit dem reden?"«

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I am your fellow man, but not your slave

»When I saw the slave-driver whip a slave woman, cut the blood out of her neck, and heard her piteous cries, I went away into the corner of the fence, wept and pondered over the mystery. I had, through some medium, I know not what, got some idea of God, the Creator of all mankind, the black and the white, and that he had made the blacks to serve the whites as slaves. How he could do this and be good, I could not tell.«