Ja ja, eigentlich ist Sonntag der Tag für Lesestoff. Da heute in NRW Feiertag ist, wollen wir das aber auch mal gelten lasse, oder? Danke.

Das schöne Gefühl

Der ehrenwerte Herr Bisley hat da ne interessante Liste von Dingen/Gefühlen/Gelegenheiten zusammengestellt, die bei ihm das schöne Gefühl auslösen. Das meiste davon unterschreib ich direkt. Meine eigene Liste ist in den letzten Wochen und Monaten länger geworden. Wenn die Zwillinge aufhören zu weinen und einen anlächeln. Wenn sie bei einem im Arm liegen und sufzend einschlummern, wenn draußen steht und Holz hackt…

Eigentlich geht es immer nur darum, um das schöne Gefühl. Jedenfalls ist das bei mir der Fall und ich bin fest davon überzeugt, daß das bei Anderen auch so ist. Sicher ist das schöne Gefühl für jeden irgendwie anders, aber im Grunde auch irgendwie gleich.

Es löst Dinge aus. Im Körper oder im Geiste, der Seele, wie immer man das nennen möchte. Eine Art von Behagen, wie die Vorstellung, im Winter vor einem Kamin zu sitzen. Ein Zustand, bei dem man gerne tief einatmen und beim seufzenden Ausatmen all das Negative, das Unbehagen, den Stress oder die Ängste freigibt. Sie verschwinden sicher nicht, aber sie verlieren an Gewicht, an Bedeutung und sie können einem in diesem Moment nichts mehr anhaben. Keine Bremse mehr im Gehirn, keine Grübeleien über Vergangenes oder Bevorstehendes.


„Es wird nur noch Typen wie Sie geben“

Der Kiezneurotiker wird interviewt. Was für den Fragenden vielleicht nicht immer toll war, wird für den geneigeten Leser zum großen Spaß. Gut, man muss das, was der Gift und Galle spuckende Zwangsanzugträger aus Berlin so absondert, schon irgendwie mögen.

OD: Aber wieso bloß ist Ihnen, offenbar unabhängig vom Kind, überhaupt nicht alles egal? Das passt nicht ins Narrativ. Ist das wieder hochgepopptes Erbgut vom Urgroßvater mütterlicherseits, gegen das Sie sich nicht wehren können?

MS: Ich sage Ihnen mal, was mir so alles nicht egal ist. Daraus ergibt sich dann das ‚Wieso‘. Mir ist der Penner nicht egal, dem das Leben so sehr in die Beine gegrätscht ist, dass er eben, im Vergleich zu stärkeren Menschen, nicht mehr aufgestanden, sondern einfach liegengeblieben ist. Mir ist es nicht egal, wenn Menschen, egal ob sie jahrelang gearbeitet haben, nach einem Jahr in die Hartz IV-Knochenmühle gesteckt werden. Mich lässt die ganze soziale Schieflage des neoliberal völlig verseuchten Landes überhaupt nicht kalt.

Während der ersten Blockupy-Proteste in Frankfurt vor ein paar Jahren stand ich in einem der zum Speien hässlichen Glasborgwürfel bei einem Empfang herum. Draußen demonstrierten die anderen, denen die Dinge nicht egal sind. Drinnen sagte einer nur halb im Scherz zu mir: „Jetzt ist soweit, jetzt kommen sie und holen uns“, worauf ich nur sagte: „Nee, hier ist doch Deutschland“ und ein paar Lacher dafür einfuhr. Doch wenn Sie genau in die Zwischentöne hören, merken Sie, dass da ganz viel schlechtes Gewissen mit bei ist. In Wahrheit haben nicht wenige von denen ganz schön Angst, wenn die, die sie verarschen und von denen sie zecken, vor ihren Palästen demonstrieren.[…]


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