Es war an einem Samstag irgendwann tief in den 90er Jahren. Ich kam eigener Wahrnehmung nach mitten in der Nacht, realistisch betrachtet gegen 6 Uhr morgens nach Hause gestolpert und wusste ganz genau, dass ich auf meinem Weg nach oben, der mich am Schlafzimmer meiner Eltern vorbeiführte, eben diese wecken würde. Die elfte und die 14. Stufe knarrten nämlich wirklich fies und ich war so blau, dass ich nicht mehr wusste, welche Stufen betroffen waren, wusste aber noch ganz genau, dass zwei Stück Lärm machten.

Ich hätte jetzt keinen Ärger gekriegt, da ich so lange raus durfte, aber ich war ja ein guter Junge und wollte, dass meine Eltern ihren Schlaf kriegen. (Einer der wenigen Karma-Punkte, von denen ich nach wie vor hoffe, dass sie sich mal bei meinen eigenen Kindern auszahlen werden.)

Besoffene haben die allerbesten Ideen und ich hatte die Knaller-Idee. Ich zog den Schlüssel wieder aus der Haustür und ging mit meinem Schlüsselbund in die Einfahrt. Ich würde jetzt einfach ein oder zwei Stündchen im Auto pennen und dann ins Haus gehen, wenn meine Erzeuger eh schon wach sind. Ich war schon ein schlaues Kerlchen.

Dummerweise war irgendwas mit dem Schlüssel nicht in Ordnung. Er wollte einfach nicht ins Schloss. Ich konnte machen was ich wollte – das verdammte Ding verweigerte sich. Das könnte natürlich daran gelegen haben, dass ich aus zwei Gründen gar keinen Schlüssel für den Wagen hatte: es war der Firmenwagen meines Vaters und ich hatte eh keine Fleppe.

Das leuchtet ein und kann eigentlich auch von jedem Grundschüler nachvollzogen werden. Was machte ich also in der Situation? Ganz genau: Ich probierte es stumpf weiter. Übrigens sehr zum Vergnügen unserer Frühaufsteher-Nachbarn von schräg gegenüber, die erst die Polente rufen wollten, da sich jemand am Wagen zu schaffen macht, mich dann aber doch recht schnell erkannten und einen Heidenspaß hatten, als ich mich immer wieder zum Schlafen ans Auto lehnte.

Irgendwann wurde es mir dann doch zu doof, ich stolperte die Treppe hoch, alle wurden wach und nachdem die Nachbarn ihrer Mitteilungspflicht nachgekommen waren, hatten auch alle ihren Spaß. Hach, schöne Jugendzeit.

Warum mir das jetzt einfällt? Nun, das liegt an folgendem Kurzfilm:

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Anziehen – Mitkommen ist ein Kurzfilm von Philip Warneke, der hier auch schon mit dem feinen Kurzfilm Katerfrühstück auffällig geworden ist.

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