Es ist wie immer: Sonntag ist Zeit für Buchstaben und frischen Lesestoff.

Dortmund Diary: Granada – Immer eine Reise wert

Der Herr Bisley lässt endlich mal wieder eine seiner feinen Geschichten vom Stapel.

Die Sendung, die ich also als überlebenswichtig erachtete hieß im englischen Original „The Professionals“ und im deutschen Fernsehen wurde sie ausnahmsweise auch eins zu eins übersetzt mit „Die Profis“. Eine actionreiche Serie mit den beiden CI-5 Agenten Bodie und Doyle, die für ihren Chef George Cowley so einige unangenehme Dinge erledigten. Der Vorspann würde heute wahrscheinlich selbst bei fünfjährigen Vorschulkindern lautes Gelächter auslösen, damals war es jedoch der absolute Hammer. Und in der ersten Szene in genau diesem Vorspann sah ich ihn das erste Mal.

Den Ford Granada 2,8 Liter Ghia, wie er als 4-türige Limousine durch eine Glasscheibe ballerte und den Weg freimachte für die Vorstellungssequenzen der abgebrühten Protagonisten.


Tagesspiegel: Das gemeine Volk von Freital

Was genau ist da eigentlich jahrzehntelang falsch gelaufen? Wirklich jetzt – was ist da passiert?

Die Bürger Freitals, behauptet Kneipeninhaber Mock, seien in großer Mehrheit nicht fremdenfeindlich, sie hätten schlicht Beobachtungen gemacht. Zum Beispiel, dass in den Supermärkten deutlich mehr geklaut werde, seit hier Flüchtlinge lebten. Oder dass Nordafrikaner abends um elf an der Tankstelle Chipstüten kauften, obwohl diese doppelt so teuer seien wie tagsüber bei Aldi. Oder dass in der Hauptpost an der Dresdner Straße ständig Ausländer anstünden, die Geld, das sie vom deutschen Staat bekämen, an ihre Verwandten in der Heimat schickten. „Ich will sie dafür nicht verurteilen“, sagt Mock. „Das steckt einfach in ihrer Kultur.“

In der Kneipe sitzt ein kahl geschorener Mann. Er sagt, er sei nicht rechts, es handele sich bloß um eine Frisur. Was ihn aber wundere: „Warum kommen die ganzen Syrer hierher, haben die denn zu Hause keine Armee, die sie beschützt?“ Mock nickt. Man stelle sich vor, sagt er, die deutschen Männer seien damals im Krieg alle geflohen, anstatt für ihr Vaterland zu kämpfen, das wäre doch in einer Katastrophe geendet. Kurze Pause. Nein, er merkt es nicht.


kiezneurotiker: Die Balzbude

Ihr kennt diese Situation, wenn die Firma plötzlich eine neue Auszubildende hat, die vielleicht ein kleines bisschen besser aussieht als der Durchschnitt? Ja? Der olle kiezneurotiker auch.

Frühling. Das Tierreich balzt. Wie die Scheißvögel vor meinem Schlafzimmerfenster so auch mein verdammter Arbeitsplatz. Mein Büro hat nie mehr Besucher als an dem ersten Tag einer attraktiven Auszubildenden, die mir gegenüber sitzt. Ein Reigen komplett verstrahlter Hormonopfer tanzt vor meinen Augen umher. Die Männer geben sich die Klinke in die Hand, um ihren Arbeitsbereich vorzustellen. Das machen sie sonst nie, sondern warten fett und faul wie eine obszöne Bürospinne hinter ihren Schreibtischen bis der Delinquent vorgeführt wird und sich stammelnd vorstellen darf. Gilt nicht mehr. Mir gegenüber sitzen Titten. Jetzt tanzen die Verhältnisse. Jeder Lackaffe, der zu Balzzwecken die Schwelle meiner trostlosen Bürotür übertritt, mutiert zu einer Art krawattiertem Pavian. Sie schneiden auf, die Schultern wachsen in die Breite, der Brustkorb steht hervor. Ich warte noch darauf, dass sie sich jeden Moment mit den Fäusten auf die Brust trommeln und kreischend die Lamellen der Jalousie hochklettern.


ARTIKEL-LINK KOPIEREN UND TEILEN

Du möchtest das kommentieren? Dann mal ran:

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein