Warum denn jetzt schon wieder Hitler? Kann man denn nicht mal über was anderes lachen?
Klar, kann man über andere Sachen lachen, aber über Hitler muss man einfach lachen. Nichts anderes hat er verdient. Und die Vorstellung, dass er in einem Dreckloch rotiert ob all der Häme, die wir über ihm auskübeln, ist doch eine durchaus charmante Vorstellung.
Aber der Führer ist doch total ausgelutscht, mögen die Spötter jetzt feinsinnig bemerken. Abgesehen davon, dass uns verlässliche Auskunft zu diesem Punkt wohl nur Eva Braun hätte geben können, ist dieser These vehement zu widersprechen. Der vermeintliche Führer ist mitnichten vollständig humoristisch ausgebeutet worden. Ganz im Gegenteil, immer wieder finden sich neue Facetten dieses gescheiterten Aquarellisten und erfolgreichen Weltenbrandentfachers.
Man schaue sich nur seinen Auftritt als Seestern-Führer-Hybrid an, den er in einer japanischen Serie namens Kamen Rider X hingelegt hat. Titel der Episode: Hell’s Dictator, Starfish Hitler!!
(Da das ursprünglich hier eingebundene Video nicht mehr existierte, musste ich mal ne Alternative hier reinkleben.)
Ein optischer Genuss sondergleichen, wie ihn nur eine Achsenmacht zustande bringen vermochte. (gefunden im grandiosen Hitler-Blog der taz)
Wer sich fragt, wie es angesichts solcher Respektlosigkeit als gescheiterter Führer so lebt, der muss natürlich unbedingt die Adolf-Comics von Walter Moers lesen, daran führt kein Weg vorbei, das steht zweifelsfrei fest.
Doch auch der mit dem Trend gehende webaffine Angehörige der unlängst beschworenen Generation C-64 kann jenseits bedruckten Zellstoffs einen Einblick in die Befindlichkeiten eines zum Kuriosum verdammten Monsters erhaschen, indem er schlicht und ergreifend dem Twitter-Account des Führers folgt: twitter.com/der_Fuehrer
Hier finden sich erlesene Kostbarkeiten aus den Abgründen des arischen Geistes. Beispiele gefällig?
(Leider sind die Original-Tweets nicht mehr online.)
Särrbäsche Bohnensoppe gegässen. Warom ist der Balkan immärr so aufmöpfig. Gägen meine Blähongen ist Wagnärrs Götterrdämmerong Laiengebröll!
Wättrkondler gehörrrn standrächtlich erschossen! Wo bleiben Gäwittärrr + Rägn? Sonne geht mir auf den Geist, Laune wird zo got. Schräckläch.
Eva ist sauerrr, weil sie nächts zom Motterrrtag bekommen hat – Blondi dagägen schon. Der Hond hat immärhin bewiesen, dass errr werfen kann.
Ja, selbstverständlich folge ich dem Führer! Zumindest bei Twitter. Ein großer Spaß für Jung und Alt. Allerdings nicht für die Leute, die reihenweise hier auflaufen: Klick!
Welch bittere Ironie, dass ausgerechnet in der Verkleidung dieses Scheusals solch zeitlose Worte gesprochen wurden, die nichts von ihrer brennenden Aktualität und blendenden Wahrheit eingebüßt haben:
I’m sorry, but I don’t want to be an Emperor – that’s not my business. I don’t want to rule or conquer anyone. I should like to help everyone, if possible — Jew, gentile, black man, white. We all want to help one another; human beings are like that. We want to live by each other’s happiness, not by each other’s misery. We don’t want to hate and despise one another. In this world there’s room for everyone and the good earth is rich and can provide for everyone.
The way of life can be free and beautiful.
But we have lost the way.
Greed has poisoned men’s souls, has barricaded the world with hate, has goose-stepped us into misery and bloodshed. We have developed speed but we have shut ourselves in. Machinery that gives abundance has left us in want. Our knowledge has made us cynical, our cleverness hard and unkind. We think too much and feel too little. More than machinery, we need humanity. More than cleverness, we need kindness and gentleness. Without these qualities, life will be violent and all will be lost.
The aeroplane and the radio have brought us closer together. The very nature of these inventions cries out for the goodness in men, cries out for universal brotherhood for the unity of us all. Even now my voice is reaching millions throughout the world, millions of despairing men, women, and little children, victims of a system that makes men torture and imprison innocent people.
To those who can hear me I say, „Do not despair.“ The misery that is now upon us is but the passing of greed, the bitterness of men who fear the way of human progress. The hate of men will pass and dictators die; and the power they took from the people will return to the people and so long as men die, liberty will never perish.
Soldiers: Don’t give yourselves to brutes, men who despise you, enslave you, who regiment your lives, tell you what to do, what to think and what to feel; who drill you, diet you, treat you like cattle, use you as cannon fodder. Don’t give yourselves to these unnatural men, machine men, with machine minds and machine hearts! You are not machines! You are not cattle! You are men! You have the love of humanity in your hearts. You don’t hate; only the unloved hate, the unloved and the unnatural.
Soldiers: Don’t fight for slavery! Fight for liberty! In the seventeenth chapter of Saint Luke it is written, „the kingdom of God is within man“ — not one man, nor a group of men, but in all men, in you, you the people have the power, the power to create machines, the power to create happiness. You the people have the power to make this life free and beautiful, to make this life a wonderful adventure.
Then, in the name of democracy, let us use that power! Let us all unite!! Let us fight for a new world, a decent world that will give men a chance to work, that will give you the future and old age a security. By the promise of these things, brutes have risen to power, but they lie! They do not fulfill their promise; they never will. Dictators free themselves, but they enslave the people!! Now, let us fight to fulfill that promise!! Let us fight to free the world, to do away with national barriers, to do away with greed, with hate and intolerance. Let us fight for a world of reason, a world where science and progress will lead to all men’s happiness.
Soldiers: In the name of democracy, let us all unite!!!
Aktueller denn je. (via)
(gaaaanz am Anfang: Auskunft statt Auslunft) :)
Danke für den Hinweis, hab’s direkt mal korrigiert. Dass ich so aufmerksame Leser habe, macht mich ja fast schon stolz. ;-)
Diese Ironie – oder auch Gegensatz – konnte Charlie Chaplin meisterhaft einsetzen. Ihm war immer bewusst, dass Satire ihren bitterernsten Kern hat.
@Patricia: Ja, da hast du recht. Man sieht auch an seinen Augen, dass er wirklcih bei der Sache ist. Und mal off topic: Dein Kultur-Blog gefällt mir! Die Lifestyle-Sache war ja eher nix für mich, aber das behalt ich ab jetzt mal im Auge. ;-)
Merci :-)
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[…] Ich habe die Rede aus dem Film Der große Diktator hier vor mittlerweile mehr als vier Jahren schon …, weil ich der Ansicht war und bin, dass Chaplin damals einen ganz großen Wurf gelandet hat und Dinge angesprochen und ausgesprochen hat, die auch heute noch gültig sind. Die nicht nur gültig sind, sondern zeitlos und deren Anlass leider immer noch aktuell ist. […]