Diese Woche nur drei Texte, da ich krank darniederlag und es die übliche Lesesituation im Zug nicht gab. Stattdessen gab es Comics in der Sonne aufm Balkon. War auch mal wieder nötig.
This is where I leave you. (For a while.)
René zieht die Reißleine und macht mit Nerdcore ne Pause. Allerdings nicht einfach so. Nicht, ohne sich mal Gedanken über den aktuellen Zustand im von uns so und ihm vielleicht noch ein bisschen mehr geliebten Internet zu machen. Oder wie ich es heute nacht noch woanders schrieb: „Mir ist ehrlich gesagt ziemlich wumpe, wie oft René seinen Kram über den Haufen wirft, solange er dabei immer wieder so sehr im Recht ist, Wunden findet, den Finger reinsteckt und zum Teil auch reinpisst. Das macht in der Form dann auch wieder schon längst nicht jeder […]. Wir sollten froh sein, dass wir ihn haben. Jede Gesellschaft braucht den Alten, der die Wolken anbrüllt.“
Vor ein paar Monaten hatte dieses Blog seinen zehnten Geburtstag und ich gab darauf nichtmal einen fliegenden Fick. Hätte man mir das noch vor einem Jahr erzählt, ich hätte sie ausgelacht. Einen Rave wollte ich mal zum Zehnjährigen machen, mindestens ’ne Party. Stattdessen habe ich mich bekifft auf der Couch am Sack gekratzt und starrte gelangweilt auf meinen mit altem Scheiß, Fakes und „lustigen Videos“ überlaufenden Feedreader und fragte mich, was zum Geier passiert ist. Gestern habe ich nun schließlich alle RSS-Abos gekündigt, nur eine handvoll habe ich behalten. Das hat seine Gründe in zwei kausalverschränkten Dingen: 1.) Ich werde 3 Monate Blogpause machen und ein bisschen verreisen und 2.) Clickbait.
Lebensfragmente :: ICH
Ein schöner, kurzer und vor allem unaufgeregter Text über Momente, in denen man alleine ist.
Langsam fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Er schloss seine Augen, lehnte sich an und sank dann langsam zu Boden. Im Flur umgaben ihn Dunkelheit und Stille. Nur vereinzelt drangen die Geräusche von auf der regennassen Straße vorbeifahrenden Autos zu ihm durch. Er spürte, wie die erste Träne über seine Wange rann bis sie schließlich im weichen Stoff seiner Kapuzenjacke versank. Sie sollte nicht alleine bleiben. Wie aus dem Nichts begann er hemmungslos zu weinen. Jetzt, wo ihn niemand sah, konnte er das zulassen und er gab sich keine Mühe mehr, sie zurückzuhalten.
So ein Europäer will ich gar nicht sein
Ich weiß, man kann hier den Eindruck gewinnen, ich wäre der Fanclubvorsitzende der kiezneurotiker-Ultras. Dem ist aber nicht so. Er schreibt mir nur so verdammt oft aus der verkrusteten schwarzen Seele, dass es beängstigend ist und ich mich frage, wo genau er die Wanzen platziert hat oder wie viel er meiner Frau für die Infos zahlt. Hmmm.
Das Europa 2015 ringt mir keinen Pathos mehr ab. Es steht nur noch für die Herrschaft der Buchhalter, für die Ablehnung demokratischer Instrumente wie Abstimmungen, für das Mobben legitimer Regierungen, das Europa 2015 steht für tausende ersoffene Flüchtlinge im Mittelmeer, Überwachung, Militarisierung, Freihandel zugunsten der globalisierten Konzerne, und ganz sicher steht es für furchtbar unsympathisches Personal, dem hoffentlich keiner von uns auch nur fünf Minuten seine Kinder anvertrauen würde.
[…]
So ein Europäer will ich gar nicht sein. Sie haben mich angelogen. Es geht gar nicht um Menschenrechte. Europäische Familie. Nie wieder Krieg. Es geht um Profite. Und Disziplinierung. Dominanz. Und schon wieder sind es die Deutschen. Kann den Scheißjob nicht mal jemand anderes machen? Müssen immer wieder die Deutschen so bereitwillig die Rolle dessen einnehmen, den alle hassen weil er sich wie ein Arschloch aufführt? Muss das sein?
»Ich hätte gerufen: Erschieß mich zuerst!«
Wie schlimm muss es sein, der Vater von Anders Breivik zu sein? Welche Last trägt man mit sich rum, wenn man weiß, dass der eigene Sohn ein abscheuliches Monster geworden ist? Am besten fragt man ihn selbst, so wie das Marc Schürmann für die Süddeutsche gemacht hat.
Wie hätten Sie ein besserer Vater sein können?
Indem ich die ersten Jahre nicht so abwesend gewesen wäre. Allerdings ist Anders damit ja nicht allein. Die Welt ist voll von Kindern, die von nur einem Elternteil erzogen werden. Seine Kindheit mag traurig gewesen sein, aber keine Katastrophe.
Was mochten Sie an ihm?
Tja …
Danke. Ist mir ja fast unangenehm. Aber nur fast. :)
Puh.