Seit ich denken kann, seit mein Vater denken kann, seit er auf der Welt ist, haben wir hier Frieden. Ok, das übliche Quentchen Mord und Totschlag, aber eben auch keinen Krieg. Und das ist nicht einfach nur schön, sondern für unsere Breitengrade auch verdammt bemerkenswert.

Frieden liegt nämlich nicht unbedingt in der Natur des Menschen. Die ganze Zeit seit unserem letzten Krieg hier konnte man nämlich jeden einzelnen Tag von einem Krieg irgendwoanders lesen. Man konnte nicht nur, man musste sogar. Irgendwo ist nämlich immer Krieg, weil wir einfach nicht anders können.

Das Problem ist, dass wir zwar immer wieder und immer mehr Bilder aus dem Krieg sehen, aber immer weniger Ahnung haben, was ein Krieg eigentlich mit den Menschen macht. Wie er sie mürbe macht, ihr Innerstes nach außen kehrt und es dann vollkommen aufbraucht, verzehrt und vernichtet, bis nichts mehr übrig ist, als die bloße Existenz. Die nimmt er einem zum Schluss.

Wir können froh sein, dass wir nicht wissen, wie das ist. Aber wir dürfen nicht vergessen, wie viele Menschen es jeden Tag auf die schmerzhafteste Art und Weise am eigenen Leibe erfahren. Und wir sollten alles versuchen, dass es nicht noch mehr werden. Ja, es liegt in unserer Natur, uns gegenseitig zu bekriegen. Der Frieden ist ein Ausnahmezustand. Aber wir sollten es zumindest versuchen.

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Sort (No Man’s Land) ist ein Kurzfilm von David Adler. Kraftvoll, böse, gemein, brutal, schonungslos und beängstigend.

(via shortoftheweek.com)


Das Titelbild basiert auf einem Foto von Flickr-User brunkfordbraun, der es unter einer CC-Lizenz veröffentlicht hat. Dem schließe ich mich dankend an. Danke schön!

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2 Kommentare

  1. Auch wenn am Ende des Filmes die Sonne für die Beiden aufging – die Schatten des Erlebten werden sie nie wieder los.

    Da hast Du eine ganz besondere Perle ausgegraben, lieber el-flojo. Für mich ist der Film vielleicht noch ein bisschen intensiver als für den Rest Deiner geneigten Zuschauerschaft, weil ich des Dänischen mächtig bin.

    Aber, und das ist das Problem, Kriege sind heute wieder en vogue. Wir müssen doch unsere Interessen verteidigen!

    Unsere?

    Verteidigen?

    Der bewachte Kriegsschauplatz

    Im nächsten letzten Krieg wird das ja anders sein … Aber der vorige Kriegsschauplatz war polizeilich abgesperrt, das vergißt man so häufig. Nämlich:
    Hinter dem Gewirr der Ackergräben, in denen die Arbeiter und Angestellten sich abschossen, während ihre Chefs daran gut verdienten, stand und ritt ununterbrochen, auf allen Kriegsschauplätzen, eine Kette von Feldgendarmen. Sehr beliebt sind die Herren nicht gewesen; vorn waren sie nicht zu sehen, und hinten taten sie sich dicke. Der Soldat mochte sie nicht; sie erinnerten ihn an jenen bürgerlichen Drill, den er in falscher Hoffnung gegen den militärischen eingetauscht hatte.
    Die Feldgendarmen sperrten den Kriegsschauplatz nicht nur von hinten nach vorn ab, das wäre ja noch verständlich gewesen; sie paßten keineswegs nur auf, dass niemand von den Zivilisten in einen Tod lief, der nicht für sie bestimmt war. Der Kriegsschauplatz war auch von vorn nach hinten abgesperrt.
    »Von welchem Truppenteil sind Sie?« fragte der Gendarm, wenn er auf einen einzelnen Soldaten stieß, der versprengt war. »Sie«, sagte er. Sonst war der Soldat ›du‹ und in der Menge ›ihr‹ – hier aber verwandelte er sich plötzlich in ein steuerzahlendes Subjekt, das der bürgerlichen Obrigkeit untertan war. Der Feldgendarm wachte darüber, dass vorn richtig gestorben wurde.
    Für viele war das gar nicht nötig. Die Hammel trappelten mit der Herde mit, meist wußten sie gar keine Wege und Möglichkeiten, um nach hinten zu kommen, und was hätten sie da auch tun sollen! Sie wären ja doch geklappt worden, und dann: Untersuchungshaft, Kriegsgericht, Zuchthaus, oder, das schlimmste von allem: Strafkompanie. In diesen deutschen Strafkompanien sind Grausamkeiten vorgekommen, deren Schilderung, spielten sie in der französischen Fremdenlegion, gut und gern einen ganzen Verlag ernähren könnte. Manche Nationen jagten ihre Zwangsabonnenten auch mit den Maschinengewehren in die Maschinengewehre.
    So kämpften sie.
    Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.
    Es ist ungemein bezeichnend, dass sich neulich ein sicherlich anständig empfindender protestantischer Geistlicher gegen den Vorwurf gewehrt hat, die Soldaten Mörder genannt zu haben, denn in seinen Kreisen gilt das als Vorwurf. Und die Hetze gegen den Professor Gumbel fußt darauf, dass er einmal die Abdeckerei des Krieges »das Feld der Unehre« genannt hat. Ich weiß nicht, ob die randalierenden Studenten in Heidelberg lesen können. Wenn ja: vielleicht bemühen sie sich einmal in eine ihrer Bibliotheken und schlagen dort jene Exhortatio Benedikts XV. nach, der den Krieg »ein entehrendes Gemetzel« genannt hat und das mitten im Kriege! Die Exhortatio ist in dieser Nummer nachzulesen.
    Die Gendarmen aller Länder hätten und haben Deserteure niedergeschossen. Sie mordeten also, weil einer sich weigerte, weiterhin zu morden. Und sperrten den Kriegsschauplatz ab, denn Ordnung muß sein, Ruhe, Ordnung und die Zivilisation der christlichen Staaten.

    Ignaz Wrobel

    Die Weltbühne, 04.08.1931, Nr. 31, S. 191.

    Ich wünsche Dir einen schönen und friedlichen Tag. Und danke für das Video.

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