Es ist wie immer: Sonntag ist Zeit für Buchstaben und frischen Lesestoff.

➔ Die Stasi am Küchentisch

Ach, du hast für die Stasi gearbeitet, aber niemandem etwas getan? So so.

    ↳ Eines Morgens während der langen Sommerferien, die ich Jahr für Jahr bei meinen Großeltern in Deutschland verbrachte, zog meine Großmutter ihr blaues Reisekostüm an, hieß mich ein Buch einzustecken, nahm mich bei der Hand und dann saßen wir im Zug nach Leipzig. Meine Großmutter hatte Antrag auf Akteneinsicht gestellt. Ist das nicht ein wahres, deutsches Wort? Einsicht wurde gewährt, aber ich verstand nicht, was das war eine Akte und warum es eine über meine Großmutter, die neben mir saß, geben sollte. Meine Großmutter, die ich liebte wie niemanden sonst. “Später, sagte meine Großmutter, erkläre ich es dir.” Dann sah meine Großmutter ihre Akten ein. Ich tat nur so, als würde ich in meinem Buch lesen und sah sie an. Vieles überblätterte sie, manchmal nickte sie und manchmal schüttelte sie den Kopf. Aber dann blieben ihre Augen hängen. Ihre Hand ballte sich zur Faust und sie las schneller und schneller.


➔ Pop ist tot, es lebe die Dienstleistung—Über die deutsche Musiklandschaft 2016 (Teil 1)

Es gibt durchaus Gründe, weshalb ich mich dem Radio komplett verweigere. In diesem Text tauchen ein paar davon auf.

    ↳ Wer sich für eine Sneak-Preview der Hölle interessiert, muss einfach nur die aktuellen Playlisten der großen Radiosender googlen. Wobei „aktuell“ natürlich nur einen Euphemismus darstellt in der ganzen „70er, 80er, 90er, Nuller bis heute“-Soße, die sich diese gebührenfinanzierten Institutionen als ausschließliche Maxime auf die Fahnen geschrieben haben. Das ist Selbst- und Publikumsgeißlung, jeder weiß das, dennoch scheint es ein unverrückbares Dogma. Neidvoll hört man da nach England oder zum Beispiel auch einfach nur FM4 im benachbarten Österreich—doch vor der germanischen Radiorealität gibt es kein Entkommen. Von West nach Ost, von Helene Fischer zu a-Ha, von Bruno Mars zu Bryan Adams und zurück. In Anbetracht einer omnipräsenten Musikauswahl des gefälligen, rundgenudelten Stumpfsinns fliegt einem der Popkulturpessimismus wahrlich leicht zu.


➔ This appalling horror

Florence Nightingale, die Mutter der modernen Krankenpflege, über den Horror in einem Lazarett des Krimkriegs.

    ↳ We are very lucky in our medical heads. Two of them are brutes and four of them are angels—for this is a work which makes either angels or devils of men, and of women too. As for the assistants, they are all cubs, and will, while a man is breathing his last breath under the knife, lament the “arrogance of being called up from the dinners by such a fresh influx of wounded.” But wicked cubs grow up into good old bears, though I don’t know how—for certain it is the old bears are good.


➔ Hillary Clinton’s husband wore a fetching pantsuit to honor her nomination for US president

Bei Quartz ist man hingegangen und hat nach dem Demokraten-Kongress einfach mal einen Artikel über Bill CLinton geschrieben, wie man es sonst über Politikergattinnen macht. Das Ergebnis wirkt irgendwie bizarr, ist konsequent und legt mehr als einen Finger in die Wunde.

    ↳ Tuesday night (July 26), Bill Clinton, the husband of presidential nominee Hillary Clinton, took the stage at the Democratic National Convention to honor his wife’s historic achievement. Bill’s stately-but-approachable appearance and middle-of-the-road fashion choices make him a terrific candidate for the supporting role of first spouse of the United States. (He was also the 42nd president of the United States.)
He may lack current first lady Michelle Obama’s upper arm strength, but he makes up for it with a nice head of hair.


➔ Who is this kid?

Tom Hanks gilt ja als einer der Superstars, die noch recht bodenständig geblieben sind, sofern das überhaupt möglich ist. Ein Beispiel dafür hatte ich hier ja vor fast vier Jahren schon mal als Linktipp. Letters of Note hat den grandiosen Brief, mit dem sich Tom Hanks damals an George Roy Hill rangeschmissen hat, um eine Rolle zu kriegen und Schauspieler zu werden.

    ↳ All of these plans are fine with me, or we could do it any way you would like, it makes no difference to me! But let’s get one thing straight. Mr. Hill, I do not want to be some bigtime, Hollywood superstar with girls crawling all over me, just a hometown American boy who has hit the big-time, owns a Porsche, and calls Robert Redford ‘Bob’.


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